Gestern war es soweit: der bei Triathleten und Triathlonfans immer lange herbeigesehnte Tag, an dem auf Hawaii die IRONMAN Weltmeisterschaft stattfindet. Das schönste dieses Jahr, wir waren als Zuschauer dabei.
Die ganzen Tage vorher war hier im Örtchen Kailua-Kona schon einiges los. Viele Triathleten tummelten sich in den Straßen, liefen, radelten und trainierten. Ganze Einkaufsmeilen von Sportmarken und Radherstellern wurden extra aufgebaut. Der große Tag warf seine Schatten voraus.
Meistens begann ein normaler Tag in der Raceweek mit Schwimmen im Meer, gestartet vom Strand "Dig Me Beach" am Pier. Dort traf sich die Triathlonszene, ob Amateur oder Profi, ob Presse oder Tourist. Auch ich musste natürlich ins Wasser abtauchen und da mitmachen. Ca. 500 m entfernt lag in der Bucht ein kleines Boot, auf dem jeden Morgen an die Schwimmer frischer typischer Kona Kaffee ausgegeben wurde. Man hing am Boot, schlürfte Kaffee und fachsimpelte mit den anderen Triathleten.
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Dig Me Beach in Kailua-Kona |
Andere Events wie die Nationenparade, der Underpantsrun, Wettkampfbesprechung usw. standen auf dem Programm. Aber immer im Hinterkopf der Höhepunkt der Woche, Raceday am 11.10.2014.
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das deutsche Team bei der Nationenparade |
Am Morgen des IRONMAN standen wir früh um 4 Uhr auf und verließen unsere Unterkunft um 5 Uhr und waren ca. 5:20 Uhr an der Bucht von Kailua-Kona, wo auf dem bekannten Pier die Start-, Wechsel- und Zielzone aufgebaut war. Wir fanden mit unserer Gastfamilie hier in Kona ein tolles Plätzchen genau auf der Mauer mit Blick auf den Schwimmstart. Gegen 6 Uhr ging so langsam die Sonne auf, der Tag erwachte.
Um 6:25 Uhr starteten die Profimänner, um 6:30 Uhr die Profifrauen. Um 6:50 Uhr wurden die Altersklassen-Männer und um 7 Uhr die Altersklassen-Frauen gestartet, alles mit einem lauten Knall aus der Kanone. Für rund 2.000 Athleten begann der längste Tag des Jahres.
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Start der Altersklassen-Athleten in der Bucht von Kailua-Kona. |
Wir fieberten natürlich aus deutscher Sicht für einige Profis aus heimischen Gefilden mit, welche an diesem Tag auch einen grandiosen Tag haben sollten. Auch begleiteten wir Jochen, einen Freund aus Darmstadt, den ganzen Tag, soweit es uns möglich war, am Streckenrand. Das Rennen insgesamt zu verfolgen, gestaltete sich allerdings etwas schwierig, da wir aufgrund fehlender Internetverbindung wenig Informationen zum Rennverlauf hatten. Im Zielbereich gab es jedoch eine Leinwand mit der Übertragung von NBC und durch Zufall entdeckten wir versteckt in einer Kirche über dem Altar (!) eine weitere große Leinwand.
Nach dem Schwimmen von 3,8 km im Meer vor Big Island starteten die Triathleten auf die 180 km Radstrecke, die kurz durch Kona selbst und dann bis hinauf in den Norden der Insel führte, quer durch Lavafelder auf dem einsamen Highway.
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Palanii Road in Kailua-Kona
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Auf der Radstrecke zeigten sich auch schon die ersten Deutschen. Jan Frodeno (Olympiasieger 2008) war von Beginn an vorne dabei, wurde aber durch eine Reifepanne und Zeitstrafe zurückgeworfen. Dann übernahmen Maik Twelsiek und Sebastian Kienle die Führung. Sebastian Kienle (letztes Jahr 3. Platz) fuhr dann bis zum zweiten Wechsel einen ordentlichen Vorsprung von 3 Minuten heraus, gefolgt von vielen anderen sehr starken Triathleten.
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Jan Frodeno beim Verlassen der Wechselzone auf die Laufstrecke |
Aber Sebastian ließ sich diesen Vorsprung nicht mehr nehmen, er baute ihn sogar aus. Hinten im Feld schieden aufgrund der Hitze und anderen Gründen immer mehr Profis aus, Sebi Kienle kämpfte sich zu seinem ersten Sieg auf Hawaii. Frodo erlief sich im spannenden abschließenden Marathon über 42,195 km noch Platz 3 hinter dem Amerikaner Ben Hoffman. Auch Nils Frommhold zeigte ein super Rennen bei seiner Hawaii-Premiere und kam auf Platz 6.
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Sebastian Kienle ist im Ziel |
Unglaublich spannend auch das Rennen bei den Frauen. Mirinda Carfrae schaffte wieder mal mit einem überragenden Marathon das schier Unmögliche und fing die hinterher Zweitplatzierte Daniela Ryf bei km 38 noch ab. Dritte wurde Rachel Joyce. Aus deutscher Sicht belegte Julia Gajer bei ihrem Hawaii-Debüt einen starken sechsten Platz.
Für uns ein megaspannender Tag, gekrönt von einem endlich überfälligen deutschen Sieg nach acht Jahren. Die Stimmung im Zielbereich war einfach genial, und hier und da liefen in Kona die Tränen vor Freude, nicht nur beim Sieger Sebi Kienle, auch bei uns!!
Am Abend, nachdem wir auch Jochen bei seinen letzten Kilometern begleitet hatten und frisch geduscht waren (der Tag war heiß und schweißtreibend!!), fanden wir uns wieder im Zielbereich ein und erlebten den Zielschluss nach 17 Stunden. Denn auch die letzten Sportler, die noch ins Ziel einliefen, wurden gebührend gefeiert.
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Finisherparty gegen Mitternacht |
Das war er dann auch, der längste Tag im Triathlonsport. Beendet wurde des Spektakel mit einer hawaiianischen Feuershow und dem Lied
Aloha 'Oe, einem traditionellem Song aus Hawaii.