Ein ganz besonderes Highlight dieser Insel ist der aktive Vulkan
Piton de la Fournaise im Südosten der Insel La Réunion. Er ist einer der aktivsten Vulkane der Erde und es gibt alle paar Monate bzw. Jahre größere Eruptionen und Ausbrüche. Allerdings sind diese Ausbrüche sehr ungefährlich für die Insel und die Bevölkerung, da die Art des Ausbruchs aufgrund der Art der Lava harmlos ist, sprich die Lava ist sehr flüssig, fließt meistens ab in Richtung unbewohntes Gebiet und und auch Gasexplosionen sind nicht vorhanden.
Aufgrund dessen ist es auch möglich, den Vulkan zu besteigen, aktuell auch deshalb, weil kein Ausbruch aktiv ist.
Wir haben unsere Unterkunft so gewählt, dass wir so nah wie möglich am Vulkan übernachten, um am Morgen so früh wie möglich die Wanderung beginnen zu können. Als "Basiscamp" wählten wir für zwei Tage
Bourg-Murat in der Mitte der Insel auf einer Höhe von ca. 1600 m über dem Meeresspiegel. Wir hatten wieder ein Chambre d'Hôte gemietet und waren sehr begeistert vom Empfang des Gastgebers. Ein indisch stämmiger netter Mann, der erstmals auch durch langsames Sprechen auf unsere schlechten Sprachkenntnisse reagierte, bzw. sogar viel versuchte auf englisch zu erklären oder mithilfe von Google :). Das erste Abendessen wurde nur für uns beide serviert und uns wurde ausführlich die Zubreitung des
Rhum arrangé erklärt inkl. der Inhaltsstoffe.
Da wir sehr früh am Morgen mit dem Auto Richtung Vulkan aufbrechen wollten, erhielten wir vom Gastgeber ein Lunchpaket. So konnten wir gegen 6:30 Uhr losfahren und waren über die Vulkanstraße um ca. 7:30 Uhr am Parkplatz am
Pas de Bellecombe, dem Startpunkt für die Wanderung. Was unsere Fahrt allerdings erschwerte, waren die sehr schlechten Straßenverhältnisse auf den letzten 2-3 Kilometern. Anders als hier auf La Réunion gewöhnt, war die Straße nicht asphaltiert und auch noch mit vielen tiefen Schlaglöchern übersäht.
Der Parkplatz und auch Endpunkt der Vulkanstraße befand sich am Kraterrand der zweitjüngsten Caldera des Vulkans, dem
Enclos Fouqué (13 x 9 km groß). Die Wanderung von dort sollte uns ins Innere der Caldera zum
Krater Dolomieu führen, dem jüngsten und höchstem Krater des Vulkans.
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die Caldera Enclos Fougué |
Wir starteten um 7:30 Uhr mit Tagesgepäck und Wanderstiefeln auf die angegebene 3-stündige Tour zum Aussichtspunkt des Kraters. Wir wussten nicht genau, ob dies schon zu spät ist, denn wir hörten, dass sehr früh die Wolken von der Ostseite der Insel vom Meer hinaufziehen und die Sicht erschweren. Bisher blieb es aber wolkenlos.
Wir stiegen ab in die Caldera und folgten weißen Markierungen, die alle zwei Meter auf dem Fels aufgebracht waren. Von Oben betrachtet sah der Untergrund der Caldera flach und gut zu begehen aus, jedoch merkten wir spätestens in der Caldera, dass dies ineinandergeschobene und verkeilte Gesteins- und Lavaplatten waren, die den Weg beschwerlich werden ließen. Mit uns starteten viele andere Touristen, manche gut ausgerüstet, manche weniger. Nach kurzer Zeit passierten wir einen kleinen formschönen rötlich schimmernden Krater, der 1753 ausgebrochen war.
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die Kraterformation aus 1753 |
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unebener Untergrund durch viele Gesteinsplatten, mit Primärvegetation |
Einige Zeit später führte der Weg vorbei an einer Gesteinsformation, die
Chapelle de Rosemont genannt wird, wie eine natürliche Grotte aussah und durch eine Gasblase entstanden ist. Ab diesem Punkt stieg nun der Weg steil bergan. Auch der Untergrund wurde noch viel anstrengender, denn aus den Platten wurden einzelne Gesteinsbrocken bis hin zu Geröll, welche wir queren mussten. Das Vulkangestein wechselte andauernd Konsistenz und Farbe, was auf verschiedene Ausbruchsjahre hindeutete.
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Chapelle de Rosemont |
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Dani als Größenvergleich im Inneren der Gesteinsformation |
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verschiedene Lavaarten |
So langsam zogen nun auch schon die ersten Wolken auf und wir wurden langsam nervös, wollten wir doch einen wolkenlosen Aussichtspunkt am Kraterrand erreichen. Unser Tempo erhöhte sich, auch bergauf. Immer mehr Wolken stiegen unten vom Meer auf, immer schneller wurden wir. Marcus begann nun teilweise zu rennen, trotz Wanderstiefel. Berghoch über Stock und Stein und dann auch noch auf einer Höhe von ca. 2500 m und das bei doch recht warmen Temperaturen an einem aktiven Vulkan ... irgendwie abenteuerlich.
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zu Fuß über Lavafelder und viel Geröll |
Aufgrund unserer guten Ausrüstung und Erfahrung und auch der hintenraus schneller werdenden Geschwindigkeit erreichte Marcus nach ca. 1:40 h und Dani nach 1:45 h den Aussichtspunkt am
Krater Dolomieu. Und ... wir hatten Glück, noch war der Krater wolkenlos. Wir staunten nicht schlecht, als wir in den ca. 400 m tiefen Krater schauen konnten. Unten waberte Nebel und Rauch, frische Ausbruchsspuren konnten wir erkennen. Wir blieben ca. 30 min am Aussichtspunkt, der währenddessen mehr und mehr von Wolken umschlossen wurde.
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Blick in den Krater Dolomieu, welcher 2007 um 300 m eingebrochen ist |
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wir Beide mit Blick in den Krater |
Wir begaben uns danach wieder auf den Abstieg. Uns kamen bis zum Ende unseres Abstiegs immer wieder viele Wanderer entgegen, die sicherlich eher schlechtere Bedingungen hatten als wir.
Auch bergab war es beschwerlich, das spitze, scharfe und poröse Vulkangestein zu überqueren. Wir erreichten nach ca. 3:30 h wieder den Rand der Caldera und stiegen hinauf zum Parkplatz.
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gut zu erkennen die weißen Markierungen, ideal für geringe Sicht bei Nebel |
Bei der Rückfahrt stoppten wir für ein ausgiebiges Mittagessen bei nunmehr strömendem Regen. Danach besuchten wir eine "Lavarie automatique", um unsere Wäsche zu waschen. Es regnete weiterhin in Strömen, denn hier in den Bergen zieht es ja, wie wir wissen, am Nachmittag zu.
Am Abend wurden wir dann wieder von unserem Gastgeber bekocht und auch diesmal gab es wieder einen leckeren
Rhum arrangé ... santé!!
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