Samstag, 27. Februar 2016

Regenzeit in Cilaos - wir sitzen fest :-(

24.02.2016

Nach dem Stadtrundgang in St-Pierre geht es in Richtung Cirque de Cilaos. Vorher machen wir aber noch einen Abstecher nach L'Entre-Deux, das zu den schönsten kreolischen Dörfern auf La Réunion zählt. Anhand der sehr gut erhaltenen und gepflegten Häusern lässt sich die typische Inselarchitektur gut nachvollziehen. Nach einem Rundgang durchs Dorf beschließen wir uns vor der Weiterfahrt zum Cirque de Cilaos noch etwas zu stärken und kehren in einem kleinen gemütlichen Bistro ein.

Ältestes Haus in L'Entre-Deux

Typische Verzierung zum Schutz der Fassade
Während wir beim Mittagessen sitzen hören wir schon das Donnergrollen aus Richtung des Cirque. Mit einem etwas mulmigen Gefühl machen wir uns auf den Weg, da wir bereits gehört haben, dass die Straße von St-Louis nach Cilaos nicht ungefährlich ist und bei starken Regenfällen auch schon mal gesperrt wird.

Die Route de Cilaos ist wirklich nichts für schwache Nerven. Die kurvenreiche und teilweise sehr enge Straße ist abenteuerlich. Dazu kommt immer stärker werdender Regen und eine schlechte Sicht. Das Wasser strömt ungehindert die Straße herunter, Ansammlungen von Geröll deuten auf ein gewisses Steinschlag-Risiko hin. Wir wundern uns, warum an den unmittelbar neben der Straße steil aufragenden Felswänden keine Netze gespannt sind. Noch erstaunlicher sind die drei schmalen einspurigen Tunnel, die zu passieren sind und die jeweils nur 3 m Durchfahrtshöhe aufweisen. Wie kommen hier Linienbusse und Transportfahrzeuge hindurch?


Route de Cilaos bei Regen
Linienbusse passen gerade so durch die engen einspurigen Tunnel

Wir sind froh als wir unbeschadet Cilaos erreichen. Wir quartieren uns in einer sehr netten Pension ein und erkunden den Ort. Leider ist der Piton des Neiges aufgrund der Regenfälle wolkenverhangen. Gegen Abend klart es aber langsam auf und wir freuen uns schon auf den morgigen Aufstieg zur Gîte de la Caverne Dufour, von der aus wir den Piton des Neiges zum Sonnenaufgang besteigen wollen.

Regenzeit in Cilaos

25.02.2016

Am nächsten Morgen wachen wir allerdings mit weiteren starken gewittrigen Regenfällen auf und es folgt die Ernüchterung. Wir erfahren von unserer Wirtin, dass die Passstraße nach Cilaos aufgrund der starken Regenfälle gesperrt ist und auch die Wanderwege unpassierbar sind. Sie rät uns davon ab zur Hütte aufzusteigen. Wir sitzen also quasi in Cilaos fest. Wir beschließen noch eine weitere Nacht in der Pension zu bleiben und ggf. am nächsten Tag aufzusteigen. Dann müssten wir allerdings umplanen und unsere geplanten Übernachtungen neu organisieren. Wir suchen die hiesige Touristeninformation auf, um weitere Informationen zu den Wetter- und Wegeverhältnissen einzuholen. Auch dort rät man uns von einem Aufstieg ab. Daraufhin canceln wir die Reservierung in der Gîte de la Caverne Dufour. Falls wir am nächsten Morgen aufsteigen, können wir für den Abend in der Hütte neu reservieren und würden erst einen Tag später in unserer letzten Station in L'Hermitage-les-Bains eintreffen.

Info von unserer Wirtin auf deutsch (Google Translator?)
Inzwischen ist das Wetter jedoch deutlich besser geworden, sogar die Sonne kommt raus. Wir holen uns eine weitere Meinung in einem örtlichen Radgeschäft ein, die aber etwas unbestimmt ausfällt. Daraufhin beschließen wir einfach mal zum Ausgangspunkt der Wanderung zu fahren, ggf. können wir jemanden nach den aktuellen Bedingungen fragen, der gerade vom Berg herunterkommt. Wir haben Glück und treffen zwei Franzosen an. Diese berichten wiederum, dass der Weg völlig in Ordnung sei und ohne Probleme begangen werden kann. Der gestrige Aufstieg (bei Regen) war wohl wesentlich schwieriger. Wir sollten uns aber beeilen und wenn, dann möglichst bald auf den Weg machen.

Während wir miteinander sprechen ziehen aber bereits wieder sehr schnell Wolken auf, was unsere Entscheidung, Aufstieg ja oder nein, nicht einfacher macht. Wieder an der Touristeninformation angekommen beschließen wir, es heute nicht mehr zu versuchen und auf eine Wetterbesserung am nächsten Tag zu hoffen.

Die "Wartezeit" vertreiben wir uns mit einem kurzen Trainingslauf, bei dem wir eine weitere sehr abenteuerliche Straße im Cirque entdecken. Nach dem Lauf decken wir uns mit Snacks, Baguette und Obst ein und machen ein Picknick an der durch den Lauf entdeckten Straße, getreu nach dem Motto "do it like the locals". Anschließend geht es wieder zurück und wir nutzen die restliche "freie" Zeit zum Karten schreiben und Bloggen.

Erster Trainingslauf auf La Réunion...

... entlang von spektakulären Straßen.
Anschließend ein leckeres Picknick... typisch Reunionesisch ;-).
Gegen Abend setzt wieder der Regen ein. Wir hoffen, dass wir uns trotzdem am nächsten Morgen auf den Weg zum Piton des Neiges machen können. Schließlich sollte das ein Highlight unserer Reise werden und es wäre sehr schade, wenn wir darauf verzichten müssten.

Hundewetter!!

26.02.2016

Und tatsächlich werden wir am nächsten Tag von der Sonne geweckt. Allerdings ist der Himmel auch nicht komplett wolkenfrei und der Wetterbericht sagt für den Nachmittag schon wieder Regen voraus. Beim Frühstück erfahren wir zudem, dass die Straße zwar derzeit passierbar ist, aber bereits um 8.30 Uhr wieder geschlossen wird, um die Aufräumarbeiten (es gab wohl mehrere Erdrutsche) fortzusetzen. Wann die Straße wieder geöffnet wird ist zu diesem Zeitpunkt noch unklar.

Da uns das alles dann doch etwas zu unsicher ist und wir den Cirque spätestens am Sonntag wieder verlassen müssen, um unseren Flug nach Mauritius nicht zu verpassen, canceln wir schweren Herzens nach langem Hin und Her unseren Aufstieg zum Piton des Neiges.

Endlich wolkenfreier Blick auf den Piton des Neiges,
wir entscheiden uns aber trotzdem gegen den Aufstieg.
Da wir aber den Cirque aufgrund der Straßensperrung noch nicht verlassen können, erwandern wir zumindest das erste Teilstück des Aufstiegs zum Piton des Neiges, um nochmal eine schöne Aussicht auf Cilaos und den Cirque zu erhaschen. Anschließend suchen wir noch einen weiteren Aussichtspunkt auf. In der Touristeninformation erfahren wir dann, dass die Straße gegen 12 Uhr wieder geöffnet wird.

Blick auf Cilaos und den Cirque de Cilaos
Wir verabschieden uns endgültig vom Cirque de Cilaos und machen uns auf den Weg an die Westküste. Die Route de Cilaos kommt uns aufgrund des sehr viel besseren Wetters nun nicht mehr ganz so abenteuerlich vor wie auf der Hinfahrt. Wir sind zudem etwas irritiert über die Art und Weise wie die Straße "aufgeräumt" wird. Das Geröll wird einfach in die Abflussrinne geschoben. Kein Wunder, dass beim nächsten Unwetter die Straße wieder überflutet wird.


Route de Cilaos 
Route de Cilaos entlang des Bras de Cilaos, der wie die anderen
Flüsse auf La Réunion für uns überraschend wenig Wasser führt.
So wird die Straße hier nach einem Erdrutsch "aufgeräumt".
Im Nachhinein betrachtet war es die richtige Entscheidung nicht zum Piton des Neiges aufzusteigen, da es am Nachmittag und Abend wieder zu regnen beginnt und auch der nächste Tag durch starke Regenfälle geprägt ist. Aber da befinden wir uns schon an der Westküste und was wir da so erlebt haben, berichten wir im nächsten Post.

Freitag, 26. Februar 2016

Südküste und St-Pierre

Von St-Pierre aus erkunden wir die Südküste. Wir besuchen u.a. das Maison du Curcuma in Plaine-des-Grègues und erfahren sehr viel über den Anbau und die Verarbeitung von Kurkuma.

Maison du Curcuma
Begeistert sind wir auch von der wunderschönen Bucht von Vincendo, feinster schwarzer Sand lädt zum Baden ein, ist hier aber aufgrund der starken Strömung und Gefahr durch Haie verboten. Vacoa-Bäume bieten viel Schatten und laden zum Verweilen ein.

Bucht von Vincendo
Etwas weiter in Richtung Osten beeindruckt das schroffe Cap Méchant. Fasziniert beobachten wir eine Weile die an den Lavaklippen brandenden Wellen und das tosende Meer. Man kann sich gut vorstellen wie sich hier früher die Piraten versteckt haben sollen.

Cap Méchant
Auf dem Rückweg erfrischen wir uns noch an der Cascade de Jacqueline und besuchen kurz die Bucht von Grand'Anse.

Auf dem Weg zur Cascade de Jacqueline

Cascade de Jacqueline

Grand'Anse
Abschließend besichtigen wir noch La Saga du Rhum, die älteste Destillierie der Insel, wo wir nicht nur mehr über die Rum-Herstellung, sondern auch die Geschichte von La Réunion erfahren. Toll finden wir, dass es sogar einen Audio-Guide auf deutsch gibt, was uns den Besuch des Museums einfacher macht. Zum Abschluss dürfen wir rhum traditionnel, rhum agricole, rhum vieux, punch und rhum arrangé in den verschiedensten Geschmacksrichtungen probieren (und natürlich auch kaufen ;-)). Ein netter Herr hinter der Bar erklärt uns zudem wie wir unseren eigenen rhum arrangé zu Hause in Deutschland ansetzen können. Der Kreativität und Phantasie sind da keine Grenzen gesetzt und wir ahnen, warum die eigene Herstellung von rhum arrangé von den Réunionesen wie eine Art Volkssport betrieben wird.

Rhum vieux reift mehrere Jahre in alten Weinfässern
Am nächsten Morgen machen wir noch einen Rundgang durch St-Pierre. Die Stadt gilt mit rund 80.000 Einwohnern als Hauptstadt des Südens. Bei unserem Rundgang fällt wieder einmal auf, dass auf La Réunion die verschiedenen Religionen friedlich nebeneinander existieren können. Moschee neben Tempel neben Kirche, kein Problem. Ansonsten ist es sehr bedauerlich, dass viele der alten historischen Villen, die Anfang des 19. Jahrhunderts erbaut worden sind, zerfallen. Nur wenige sind in einem guten Zustand.

Alte Villa in St-Pierre 

Strand in St-Pierre

Donnerstag, 25. Februar 2016

Trou de Fer - das Höllenloch

Nach der Wanderung durch die Lava-Felder am Piton de la Fournaise fahren wir am nächsten Tag das Kontrast-Programm und begeben uns in den Regenwald des Forêt de Bélouve, rund eine Autostunde nördlich von Bourg-Murat. Die Regenwaldgebiete in den Hochlagen der Insel sind von unschätzbarem Wert. Große Gebiete sind nicht zugänglich und vollkommen naturbelassen. Dennoch hat man ein paar Wege im Forêt de Bébour und Bélouve für Wanderer angelegt, um einen Eindruck von dem Wald zu vermitteln.

Route de forestière de Bélouve
Zu unserem Startpunkt für die Wanderung müssen wir ca. 15 km auf der Route de forestière in den Wald fahren. Wir starten gegen 9.30 Uhr mit unserer Wanderung.

Wanderung zum Trou de Fer
Der Weg bis zum Höllenloch - dem Trou der Fer, in das die Wasserfälle 300 m tief in die Schlucht zum Bras de Caverne hinabstürzen, führt überwiegend sehr bequem über Holzbohlen. Wir empfinden das nach der eher beschwerlichen Wanderung am Vulkan als äußerst angenehm. Die Füße laufen wie von allein :-).

Bequemer Weg zum Trou de Fer
Schon bald ist der Trou de Fer erreicht, wir genießen einen tollen Blick über die Schlucht und auf den Wasserfall. Außerdem treffen wir hier auf unsere französischen Freunde, die wir im Cirque de Mafate kennen gelernt haben. Wir wussten, dass sie die Wanderung heute ebenfalls machen wollten, und hatten gehofft, sie hier zu treffen.

Blick in das "Höllenloch" - Trou de Fer
Den Rückweg über die Gîte de Bélouve treten wir gemeinsam an, der Weg ist nun sehr viel matschiger und rutschiger und nicht mehr so bequem wie auf dem Hinweg. Aber die Feuchtigkeit gehört zum Regenwald eben dazu. Leider nehmen wir viel zu wenig von der Umgebung wahr, da wir viel zu sehr damit beschäftigt sind, auf den Weg zu achten. Ab und zu bleiben wir aber bewusst stehen, um den Wald auf uns wirken zu lassen oder nach Vögeln Ausschau zu halten, die man zwar hört, aber selten sieht.

Auf dem Weg zur Gîte de Bélouve...
Im Vergleich zum Cirque de Mafate begegnen uns hier viel mehr andere Wanderer. Die Wanderung ist relativ einfach und nicht ganz so lang, v.a. wenn man von der Gîte aufbricht, daher ist sie bei den Touristen sehr beliebt.

... durch den urigen Forêt de Bélouve.
An der Gîte machen wir kurz Rast, bevor wir uns von unseren Begleitern verabschieden. Da wir noch das Maison du Volcan in Bourg-Murat besuchen wollen, nehmen wir die Straße zurück zum Parkplatz. Der Weg durch den Wald würde uns zu viel Zeit kosten. Wir verabreden uns aber für den Abend in St-Pierre.

Rast an der Gîte de Bélouve
Gegen 14 Uhr erreichen wir den Parkplatz und machen uns auf den Weg zurück nach Bourg-Murat. Dort nehmen wir noch kurz einen Imbiss an einer der zahlreichen Snack Bars, bevor wir das Maison du Volcan besuchen.

Leider lohnt sich das Museum für nicht-französisch-sprechende Besucher nur bedingt. Nur sehr wenige Erläuterungen sind auf englisch übersetzt. Interessant ist eine Projektion der geologischen Entwicklungsgeschichte von La Réunion (Entstehung der drei Cirques) sowie verschiedene Film-Beiträge über die Ausbrüche des Piton de la Fournaise. Insgesamt hatten wir uns aber etwas mehr von dem Museum versprochen.

Anschließend fahren wir weiter an die Südküste nach St-Pierre, wo wir die nächsten zwei Nächte verbringen werden.

Sonnenuntergang am Strand von St-Pierre
Wir treffen uns erneut mit Michele, Michel und Natasha am Strand im etwas beschaulicheren Stadtteil Terre-Sainte. Da das Restaurant, das Natasha vorgeschlagen hatte leider geschlossen hat, nehmen wir mit der benachbarten Snack-Bar vorlieb und lassen den Tag bei Dodo und Sandwich ruhig ausklingen.

Sandwich américain ;-)

der aktive Vulkan - der Piton de la Fournaise

Ein ganz besonderes Highlight dieser Insel ist der aktive Vulkan Piton de la Fournaise im Südosten der Insel La Réunion. Er ist einer der aktivsten Vulkane der Erde und es gibt alle paar Monate bzw. Jahre größere Eruptionen und Ausbrüche. Allerdings sind diese Ausbrüche sehr ungefährlich für die Insel und die Bevölkerung, da die Art des Ausbruchs aufgrund der Art der Lava harmlos ist, sprich die Lava ist sehr flüssig, fließt meistens ab in Richtung unbewohntes Gebiet und und auch Gasexplosionen sind nicht vorhanden.
Aufgrund dessen ist es auch möglich, den Vulkan zu besteigen, aktuell auch deshalb, weil kein Ausbruch aktiv ist.

Wir haben unsere Unterkunft so gewählt, dass wir so nah wie möglich am Vulkan übernachten, um am Morgen so früh wie möglich die Wanderung beginnen zu können. Als "Basiscamp" wählten wir für zwei Tage Bourg-Murat in der Mitte der Insel auf einer Höhe von ca. 1600 m über dem Meeresspiegel. Wir hatten wieder ein Chambre d'Hôte gemietet und waren sehr begeistert vom Empfang des Gastgebers. Ein indisch stämmiger netter Mann, der erstmals auch durch langsames Sprechen auf unsere schlechten Sprachkenntnisse reagierte, bzw. sogar viel versuchte auf englisch zu erklären oder mithilfe von Google :). Das erste Abendessen wurde nur für uns beide serviert und uns wurde ausführlich die Zubreitung des Rhum arrangé erklärt inkl. der Inhaltsstoffe.

Da wir sehr früh am Morgen mit dem Auto Richtung Vulkan aufbrechen wollten, erhielten wir vom Gastgeber ein Lunchpaket. So konnten wir gegen 6:30 Uhr losfahren und waren über die Vulkanstraße um ca. 7:30 Uhr am Parkplatz am Pas de Bellecombe, dem Startpunkt für die Wanderung. Was unsere Fahrt allerdings erschwerte, waren die sehr schlechten Straßenverhältnisse auf den letzten 2-3 Kilometern. Anders als hier auf La Réunion gewöhnt, war die Straße nicht asphaltiert und auch noch mit vielen tiefen Schlaglöchern übersäht.

Der Parkplatz und auch Endpunkt der Vulkanstraße befand sich am Kraterrand der zweitjüngsten Caldera des Vulkans, dem Enclos Fouqué (13 x 9 km groß). Die Wanderung von dort sollte uns ins Innere der Caldera zum Krater Dolomieu führen, dem jüngsten und höchstem Krater des Vulkans.

die Caldera Enclos Fougué
Wir starteten um 7:30 Uhr mit Tagesgepäck und Wanderstiefeln auf die angegebene 3-stündige Tour zum Aussichtspunkt des Kraters. Wir wussten nicht genau, ob dies schon zu spät ist, denn wir hörten, dass sehr früh die Wolken von der Ostseite der Insel vom Meer hinaufziehen und die Sicht erschweren. Bisher blieb es aber wolkenlos.
Wir stiegen ab in die Caldera und folgten weißen Markierungen, die alle zwei Meter auf dem Fels aufgebracht waren. Von Oben betrachtet sah der Untergrund der Caldera flach und gut zu begehen aus, jedoch merkten wir spätestens in der Caldera, dass dies ineinandergeschobene und verkeilte Gesteins- und Lavaplatten waren, die den Weg beschwerlich werden ließen. Mit uns starteten viele andere Touristen, manche gut ausgerüstet, manche weniger. Nach kurzer Zeit passierten wir einen kleinen formschönen rötlich schimmernden Krater, der 1753 ausgebrochen war.


die Kraterformation aus 1753
unebener Untergrund durch viele Gesteinsplatten, mit Primärvegetation
Einige Zeit später führte der Weg vorbei an einer Gesteinsformation, die Chapelle de Rosemont genannt wird, wie eine natürliche Grotte aussah und durch eine Gasblase entstanden ist. Ab diesem Punkt stieg nun der Weg steil bergan. Auch der Untergrund wurde noch viel anstrengender, denn aus den Platten wurden einzelne Gesteinsbrocken bis hin zu Geröll, welche wir queren mussten. Das Vulkangestein wechselte andauernd Konsistenz und Farbe, was auf verschiedene Ausbruchsjahre hindeutete.

Chapelle de Rosemont
Dani als Größenvergleich im Inneren der Gesteinsformation
verschiedene Lavaarten
 So langsam zogen nun auch schon die ersten Wolken auf und wir wurden langsam nervös, wollten wir doch einen wolkenlosen Aussichtspunkt am Kraterrand erreichen. Unser Tempo erhöhte sich, auch bergauf. Immer mehr Wolken stiegen unten vom Meer auf, immer schneller wurden wir. Marcus begann nun teilweise zu rennen, trotz Wanderstiefel. Berghoch über Stock und Stein und dann auch noch auf einer Höhe von ca. 2500 m und das bei doch recht warmen Temperaturen an einem aktiven Vulkan ... irgendwie abenteuerlich.

zu Fuß über Lavafelder und viel Geröll
Aufgrund unserer guten Ausrüstung und Erfahrung und auch der hintenraus schneller werdenden Geschwindigkeit erreichte Marcus nach ca. 1:40 h und Dani nach 1:45 h den Aussichtspunkt am Krater Dolomieu. Und ... wir hatten Glück, noch war der Krater wolkenlos. Wir staunten nicht schlecht, als wir in den ca. 400 m tiefen Krater schauen konnten. Unten waberte Nebel und Rauch, frische Ausbruchsspuren konnten wir erkennen. Wir blieben ca. 30 min am Aussichtspunkt, der währenddessen mehr und mehr von Wolken umschlossen wurde.

Blick in den Krater Dolomieu, welcher 2007 um 300 m eingebrochen ist
wir Beide mit Blick in den Krater
Wir begaben uns danach wieder auf den Abstieg. Uns kamen bis zum Ende unseres Abstiegs immer wieder viele Wanderer entgegen, die sicherlich eher schlechtere Bedingungen hatten als wir.
Auch bergab war es beschwerlich, das spitze, scharfe und poröse Vulkangestein zu überqueren. Wir erreichten nach ca. 3:30 h wieder den Rand der Caldera und stiegen hinauf zum Parkplatz.

gut zu erkennen die weißen Markierungen, ideal für geringe Sicht bei Nebel

Bei der Rückfahrt stoppten wir für ein ausgiebiges Mittagessen bei nunmehr strömendem Regen. Danach besuchten wir eine "Lavarie automatique", um unsere Wäsche zu waschen. Es regnete weiterhin in Strömen, denn hier in den Bergen zieht es ja, wie wir wissen, am Nachmittag zu.
Am Abend wurden wir dann wieder von unserem Gastgeber bekocht und auch diesmal gab es wieder einen leckeren Rhum arrangé ... santé!!

Mittwoch, 24. Februar 2016

Côte-au-vent - Die Küste im Wind

Nach den drei Tagen im Cirque de Mafate haben wir in Ste-Anne an der Côte-au-vent, wie die Ostküste von La Réunion auch genannt wird, übernachtet. Hier gab es zunächst Irritationen, weil die Gastgeberin krank ist und uns eigentlich gar nicht empfangen kann/will. Die Agentur, über die wir das Chambre d'hôte reserviert haben, konnte uns aber nicht erreichen, um für uns eine andere Übernachtungsmöglichkeit zu finden. Nach einer längeren Erörterung auf französisch, der wir nur mühsam folgen können, ist klar: wir können hier übernachten und bekommen auch ein Frühstück, nur für das Abendessen müssen wir uns ein Restaurant suchen. Also alles in allem kein Problem, wir haben ein Bett für die Nacht.

Unterkunft in Ste-Anne
Die Suche nach einem Restaurant gestaltet sich da schon schwieriger. In Ste-Anne finden wir nichts adäquates und in St-Benoît, dem größten Ort an der Ostküste, ist ebenfalls kein Restaurant aufzutreiben. Wir landen schließlich in einer Art Imbiss und bekommen von einem freundlichen Inder ein einfaches Tagesmenü (plat du jour) serviert.

Die Nacht ist sehr heiß (um die 30 Grad) und stickig, auch wenn es abends zu regnen beginnt.

Am nächsten Tag erkunden wir die touristisch weniger erschlossene Ostküste, die von Zuckerrohr-Plantagen geprägt ist. Wir besuchen u.a. die Pont de la Rivière l'Est, eine 1894 errichtete und damals längste Hängebrücke der Welt und die Église Notre-Dame-des-Laves, die 1977 bei einem Ausbruch des Piton de la Fournaise unbeschädigt blieb - der Lavastrom floss um die Kirche herum, während das Dorf nahezu vollständig zerstört wurde.

Pont de la Rivière l'Est
Église Notre-Dame-des-Laves
Eine weitere Station ist die Bucht Anse des Cascades -  ein beliebtes Naherholungsgebiet der Réunionesen.

Weiter südlich nach der Rempart du Tremblet beginnt Le Grand Brûlé. Die Straße führt durch die verschiedenen Lava-Felder, die bei den Ausbrüchen des Piton de la Fournaise entstanden sind. Das jüngste Lava-Feld stammt aus 2007.

Le Grand Brûlé
Am Nachmittag wollen wir uns noch das Tal von Takamaka anschauen. Hier erzeugen zwei große unterirdische Wasserkraftwerke den größten Teil des Stroms der gesamten Insel. Von der Aussichtsplattform am Ende des Tals soll man eine tolle Aussicht haben. Leider regnet es als wir oben ankommen und somit sehen wir nicht viel.

Damit verlassen wir die Hitze der Ostküste und fahren in Richtung der kühleren Hochplateaus in der Vulkanregion. Unser Weg führt uns nach Bourg-Murat, wo wir die nächsten zwei Nächte verbringen werden.

Le Vieux Port, ein ehemaliger Naturhafen, der durch die Lava und das tosende Meer zerstört wurde

Sonntag, 21. Februar 2016

Cirque de Mafate

Drei atemberaubende Tage im Cirque de Mafate liegen hinter uns. Die Landschaft ist unglaublich vielfältig und einfach nur wunderschön. Und in den sehr idyllischen abgeschiedenen Dörfern ist die Welt scheinbar noch in Ordnung - jedenfalls in der Nebensaison. In der Hauptsaison ist sicherlich mehr los und man hat sich auf den Tourismus eingestellt.

Das Leben im Cirque de Mafate wird offensichtlich stark subventioniert. Jedes noch so kleine Dorf verfügt über eine Schule. Und auch die Gîtes werden zumindest teilweise von der Regierung unterstützt. Die Ver- und Entsorgung erfolgt aus der Luft - per Helikopter. Insbesondere morgens und nachmittags herrscht reger Flugbetrieb, fast mehr als wir es in Frankfurt gewohnt sind ;-).

Ver- und Entsorgung im Cirque de Mafate
Aber der Reihe nach... eingestiegen in den Cirque de Mafate sind wir am Col de Boeufs. Das Auto haben wir auf einem bewachten Parkplatz abgestellt. Erste Etappe des heutigen Tages ist Marla. Der bequem zu begehende Weg führt uns u.a. durch urige Tamarindenwälder. Nach ca. drei Stunden erreichen wir Marla. In Marla machen wir kurz Rast bei einer Hütte. Wir gönnen uns ein sandwich thon mais gratinée. Bei diesem auf La Réunion beliebten Snack handelt es sich um ein aufgeschnittenes Baguette, das in unterschiedlichen Varianten belegt und wenn gewünscht mit Käse überbacken wird.

Blick zurück in den Cirque de Salazie
Einstieg in den Cirque de Mafate
Durch Tamarindenwälder auf dem Weg nach Marla
Tamarinden
Blick nach Marla
Von Marla aus geht es weiter nach La Nouvelle, dem heutigen Etappenziel und Übernachtungsort. La Nouvelle ist der größte Ort im Mafate und auf viele Übernachtungsgäste eingerichtet. Ca. 800 Betten gibt es in La Nouvelle. Außerdem eine Schule, eine Kirche, eine Bäckerei, ein Tante-Emma-Laden, mehrere Restaurants und Bars (die meisten geschlossen), ein holpriger Fußballplatz und ein Bistro, das nach über 7 Stunden Wanderzeit unsere erste Anlaufstelle ist. Hier schließen wir den ersten Wandertag mit einem leckeren, wenn auch nicht eisgekühlten Dodo (lokales Bier, das nach dem ausgestorbenen Vogel Dodo benannt ist) ab.

Auf dem Weg nach Trois Roches
La Nouvelle
Le Dodo
Anschließend suchen wir unsere Unterkunft Oreo auf ("vor dem weißen Haus rechts und dann den Fußballplatz links liegen lassen"). Wir werden freundlich empfangen und können uns das Zimmer aussuchen -  wir sind die einzigen Gäste. Abends werden wir erneut mit kreolischen Leckereien bekocht, sogar der Kamin wird extra für uns entzündet, auch wenn die Temperaturen dies nicht unbedingt erfordern. Und selbstverständlich steht auch wieder eine Flasche Rhum arrangée auf dem Tisch ;-). Satt und zufrieden fallen wir ins Bett.

Am nächsten Morgen werden wir von der Sonne geweckt. Es scheint eine eindeutige Regel im Mafate und eigentlich auch auf ganz Réunion zu geben (zumindest im Februar)... vormittags ist es meist sehr schön, gegen Mittag ziehen Wolken auf und Nachmittags regnet es. Wir brechen daher früh auf. Aber nicht nur wegen dem Wetter, sondern weil uns heute eine sehr anstrengende Etappe mit vielen Höhenmetern bevorsteht. Bereits am ersten Tag ging es viel hoch und runter, aber das war harmlos im Vergleich zu dem, was uns heute erwartet (wie wir jetzt wissen).

Schon der Abstieg von La Nouvelle zum Rivière des Galets hat es in sich. Der Untergrund ist teilweise nass und rutschig und wir müssen uns den Weg oft "freischlagen". Offenbar wird der Weg nicht oft begangen und ist wenig gepflegt. Wir benötigen rund zwei Stunden für den Abstieg, mehr als wir eingeplant hatten. Unten angekommen macht uns die Querung des Flusses ebenfalls Schwierigkeiten. Durch die Regenzeit führt der Fluss viel Wasser und wir haben einige Mühe uns den richtigen Weg über die Steine und durch das Wasser zu suchen. Der Aufstieg auf der anderen Seite zum Col du Bronchard geht dann aber wieder besser. Gegen 12 Uhr erreichen wir den Gipfel. Wir lassen Roche Plate (der Ort, an dem wir ursprünglich übernachten wollten) links liegen und steigen erneut ab. Bei La Roche Ancrée müssen wir den Fluss erneut queren. Wieder keine einfache Aufgabe und leider muss Dani die Fluss-Querung diesmal mit dem Verlust eines ihrer Crocs bezahlen :-(. Eine Rettungsaktion wäre bei den Stromschnellen lebensgefährlich gewesen. So sind wir froh, dass wir nur einen Schuh verloren haben und hoffen, dass wir nun vorerst die größten Schwierigkeiten gemeistert haben. Leider hat uns das alles schon mehr Zeit gekostet als geplant und wir versuchen nun die verlorene Zeit wieder aufzuholen. Schließlich wollen wir noch vor Einbruch der Dunkelheit Îlet à Bourse erreichen. Es geht wieder aufwärts und abwärts und aufwärts, dann erreichen wir schon ziemlich am Ende unserer Kräfte Grand Place. Wir spielen bereits mit dem Gedanken in Grand Place zu bleiben, falls wir es nicht mehr nach Îlet à Bourse schaffen. Nach einem kurzen Austausch mit einer Einheimischen beschließen wir jedoch weiter zu gehen. Es sind noch ca. eineinhalb Stunden bis zu unserem Tagesziel. Gegen 18 Uhr treffen wir dort ein, ca. 9,5 Stunden nachdem wir in La Nouvelle aufgebrochen sind. Und wir werden mit dem Paradies belohnt. Die Gîte ist traumhaft und wir werden sehr herzlich willkommen geheißen (die eisgekühlten Dodos werden uns auch sofort gebracht ;-)). Jetzt wissen wir auch wieder, warum wir die Anstrengung immer wieder auf uns nehmen.

Blick in das Tal des Rivière des Galets
Abstieg zum Rivière des Galets...
... teilweise ist der Weg stark überwuchert.
Rivière des Galets
Der Weg durch den Fluss ist zwar markiert, teilweise aber wohl eher für die Nicht-Regenzeit.
Dani beim Furten
Nur noch ein Croc wandert weiter...
Tolle Unterkunft in Îlet à Bourse :-)
In Îlet à Bourse treffen wir ein französisches Paar, das allerdings bei München lebt und daher sehr gut deutsch spricht, und ihre Tochter, die ein viermonatiges Praktikum auf La Réunion macht. Wir können uns also endlich mal ohne Sprachbarriere austauschen und verbringen einen sehr netten Abend (bei natürlich wieder mal sehr leckerem Essen).

Am nächsten Tag ziehen wir gemeinsam los, da wir denselben Weg haben. Unsere letzte Etappe im Mafate ist wesentlich gemütlicher und wir können uns die müden Beine ein wenig locker laufen. Es ist nochmal ein schöner Tag mit sehr viel Sonne. Der Wald spendet angenehmen Schatten und auf dem weichen Boden lässt es sich sehr gut laufen. Wir machen noch einen Abstecher nach Îlet à Malheur, einem ebenfalls sehr idyllischen und friedlichen Dorf im Mafate. Anschließend geht es bergan auf dem Sentier Scout bis wir die Straße zum Col de Boeufs erreichen. Drei erlebnisreiche und wunderschöne Tage im Mafate gehen zu Ende. Wir verabschieden uns noch von unseren französischen Begleitern, vielleicht trifft man sich ja in St-Pierre wieder.

Eine Brücke, die uns das Furten auf der letzten Etappe erspart.
Helikopter sind wir auch schon geflogen ;-)
Stark duftende Pflanze, die auf La Réunion wächst wie Unkraut, und uns auf dem letzten Abschnitt des Weges treu begleitet (Schmetterlings-Ingwer).
Wir verabschieden uns nun fürs Erste von den Cirques. Unsere Fahrt geht weiter an die Ostküste nach Ste-Anne.