Die Anreise zum Start auf Staten Island ist schon recht aufwändig, aber dafür erstaunlich gut organisiert. Es gibt im Grunde zwei Optionen, wie man zum Start kommt. Entweder man wird mit einem der zahlreichen Reisebusse, die von verschiedenen Punkten in der Stadt losfahren, direkt zum Start gebracht oder man nimmt die Fähre von Brooklyn nach Staten Island und wird dann wiederum vom Fähranleger mit Bussen zum Start gebracht. Wir waren eigentlich auf einen der Reisebusse gebucht, der vom Südende des Central Parks losfahren sollte, allerdings schon um 5:45 Uhr. Wir haben uns dann entschieden doch lieber die Fähre zu nehmen, zumal unsere Unterkunft in Brooklyn und damit recht günstig für die Anreise mit der Fähre liegt. Dadurch konnten wir auch rund 1,5 Stunden länger schlafen :-).
Um ca. 6.15 Uhr haben wir mit Sack und Pack das Haus verlassen. Auf dem Weg zur Subway blies uns schon ein kalter Wind entgegen... wir wussten, dass wir uns auf einen kalten und stürmischen Tag einstellen mussten. An der Subway-Station dann die erste Schrecksekunde. Wir konnten nicht wie erwartet mit unserer Startnummer die Subway kostenlos benutzen, sondern mussten ein Ticket lösen. Gott-sei-Dank hatte ich noch 10 Dollar eingesteckt. Die reichten zumindest für die Hinfahrt. Wie wir wieder zurück kämen haben wir da erstmal verdrängt.
Wir haben dann die Fähre um 7 Uhr genommen. Entgegen unserer Befürchtung, war die Überfahrt recht entspannt, es gab noch reichlich freie Sitzplätze und kaum Geschiebe und Gedränge. Auf der Insel angekommen haben wir uns noch ein wenig in der Station (und damit in der Wärme) aufgehalten, bevor wir uns der langen Läuferstraße zu den Transferbussen angeschlossen haben. Wenn man sich so umgeschaut hat, hatte man eher den Eindruck, dass eine Altkleidersammlung an einem vorbeiläuft und keine Läufer auf dem Weg zum Marathonstart. Da viele - wie wir auch - die Option "No baggage" gewählt hatten, d.h. keine Kleiderbeutel-Abgabe und -Transport zum Ziel, dafür aber weniger Weg nach dem Zieleinlauf und Entgegennahme eines wärmenden Ponchos, musste man sich entsprechend mit alten oder billigen Klamotten gegen die Kälte vor dem Start wappnen. Die Klamotten werden dann vor dem Start weggeworfen, als Kleiderspende eingesammelt und an Bedürftige weitergegeben. Wir haben uns zu diesem Zweck mit den klassischen "I LOVE NY"-Kapuzenpullovern ausgestattet, die wir zwei Tage zuvor in Chinatown "erhandelt" hatten.
"Läufer-Verschiffung". |
Blick zurück nach Manhattan. |
Warten in der Fährstation auf Staten Island. |
Der Transfer vom Fähranleger zum Start dauerte dann noch einmal eine gefühlte Ewigkeit, gegen 8.50 Uhr waren wir endlich da. Dann "durften" wir noch etwas Zeit im Startbereich verbringen, hier gab's dann auch das "Marathon-Frühstück": Bagels, Energieriegel, Kaffee, Wasser, Iso-Getränke. Jeder suchte sich eine Ecke und war mit Decken und Pappen ausgestattet, um es sich halbwegs gemütlich zu machen. Wir kamen uns teilweise vor wie in einem Blockupy-Camp und nicht wie im Startvorbereich zu einem Marathon!
Vor dem Start. |
Altkleidersammlung. |
Um 10.15 Uhr öffnete dann endlich unsere Startwelle und um 10.55 Uhr fiel dann auch für uns der Startschuss. Da war das Profifeld schon jenseits der Halbmarathonmarke. Naja, und wir hatten im Grunde genommen auch schon unseren ersten Marathon, den Anreise-Marathon, hinter uns ;-).
Und dann ging es endlich los, und wie... die ersten Kilometer über die Verrazano Bridge hatten es echt in sich. Eiskalter böiger Wind aus allen Richtungen machte uns das Leben schon zu Beginn richtig schwer. Der Wind sollte während des gesamten Marathons unser ständiger Begleiter sein, mal mehr, mal weniger stark. Dazu kam ein recht anspruchsvoller welliger Kurs mit vielen Aufs und Abs. Kurzum, es war ein richtig hartes Stück Arbeit für uns.
Auf der Queensboro Bridge. |
Das Entscheidende und Einzigartige am NYC Marathon ist die tolle Atmosphäre. Man spürt auf jedem Kilometer und jeder Meile, dass diese Stadt ihren Marathon einfach liebt. Von Anfang bis Ende eine tolle Stimmung, man wird gefeiert und aus vollem Herzen angefeuert, es ist laut, es gibt tolle Bands an der Strecke und unzählig viele Helfer, die sich um einen kümmern. Die New Yorker sorgen teilweise besser für die Verpflegung als der Veranstalter selbst, es werden Bananen, Salziges und Süßes gereicht, sogar Tücher, damit man sich auch mal den Schweiß von der Stirn wischen bzw. heute eher die Nase putzen konnte. Unglaublich oder einfach nur crazy... Ein weiteres Beispiel für die Begeisterung durfte ich in einer Kneipe erfahren, in die ich kurz mal auf der Suche nach einem "Restroom" eingebogen bin (die Schlangen an den Dixies waren doch recht lang). Nachdem der ersten "Restroom" besetzt war, rief mir die Bedienung zu, dass es im hinteren Teil noch einen weiteren "Restroom" gäbe, der Wirt zeigte mir den Weg. Nachdem ich den "Restroom" wieder verließ, folgte dann noch ein Foto von dem begeisterten Wirt ("She used my Bathroom!"), die ganze Kneipe grölte und gab mir noch ein paar gute Wünsche mit auf den Weg... so was erlebt man, glaube ich, nur in New York.
Im Aloha-Style beim NYC Marathon. |
Dass es für uns hart werden würde, war uns vorher schon klar gewesen... miserabler Trainingszustand, Wind und Kälte sowie das Streckenprofil bedeuteten eine sehr schwere zweite Marathonhälfte, durch die wir uns irgendwie durchbeißen mussten. Wir haben es dann nach ca. 4:43 Stunden geschafft (für uns beide jeweils der langsamste Marathon, den wir je gelaufen sind) und waren glücklich im Ziel. Gegen 18 Uhr, d.h. ca. 12 Stunden nach Aufbruch waren wir dann wieder zu Hause und konnten endlich die müden Füße hoch legen. Ein ungewohnt langer Tag für einen Marathon!
Am Central Park angekommen. |
Fazit: es war für uns beide ein unvergessliches Erlebnis und ein einzigartiger Tag, was vor allem an der außerordentlich tollen Atmosphäre und den positiv verrückten New Yorkern lag. Aufgrund der sehr aufwändigen und langwierigen Prozedur vor dem Start und der sehr hohen Teilnahmegebühren wird es wohl aber für uns ein einmaliges Erlebnis bleiben.
Glücklich im Ziel. Die Medaillen haben wir uns hart erkämpfen müssen. |
Ach ja, und die Rückfahrt mit der Subway war dann tatsächlich kostenlos für uns. Den Dollar, den wir uns noch bei einer Helferin im Ziel erschnorrt hatten, brauchten wir dann doch nicht mehr ;-).
Der "Finisher-Wichtel" im wärmenden Poncho. |
Neben dem Marathon - eindeutig der Höhepunkt während unseres Aufenthaltes in New York City - hatten wir zwei Tage lang Zeit, uns die Stadt anzusehen. Der Freitag war allerdings überwiegend geprägt durch die Marathon-Vorbereitung (Startunterlagen abholen, Shopping auf der Messe und später in diversen Sportgeschäften in Manhattan, Opening Ceremony im Central Park) und der Samstag total verregnet, so dass unser Aktivitäts-Spielraum etwas eingeschränkt war. Dennoch haben wir es geschafft, uns Strawberry Fields im Central Park, das Rockefeller Center und das 9/11 Memorial samt dem neuen World Trade Center anzuschauen. Außerdem haben wir die Aussicht und den Sonnenuntergang von Top of the Rocks genossen und sind über die Brooklyn Bridge spaziert.
Auf der Brooklyn Bridge. |
Toller Bericht, da kommen auch bei mir die Erinnerungen hoch!! Übrigens, hab euch die ganzen Tage über verfolgt!! Grüße...Ivo
AntwortenLöschenGanz tolle. Bilder und Berichte. Wir sind froh Euch so glücklich zu sehen.
AntwortenLöschenWieder klasse Bericht, man friert direkt mit. Und Dani:Spitzen Outfit vor dem Start: i love ny.
AntwortenLöschenSorry, das war ich: Jochen.
Löschen... und was mir auch noch super gefällt: Euer 'Aloha Style' mit Kona Visor über Mütze. Hot meets cold.
Danke für die Kommentare und Zusprüche. Jedoch fehlen, außer Ivo, die Absender der Kommentare ;) ... wer schreibt da?? :)
AntwortenLöschenund jetzt habe ich das dann auch kapiert mit dem Namen und Profil..... Jochen
Löschenhallo ihr beiden, sehr schöner bericht und gratulation zu eurer "bestzeit" ;-) wir wünschen euch noch einen tollen resturlaub, genießt die zeit und liebe grüße von uns erfurtern
AntwortenLöschenTop!!!!!! Daumen hoch! !! :-DDD
AntwortenLöschen11.41 das war Ma
AntwortenLöschenAlles klar, haben wir uns schon gedacht ;-)
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